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Schwäbische Post:

c Schwäbische Post 10.10.2023


Aalener Zeitung:

Das Aalener Kammerorchester Collegium Musicum bestach mit feiner Tonkultur bei seiner traditionellen Herbstserenade auf der Kapfenburg. (Foto: fm)

Veröffentlicht:10.10.2023, 16:53 © Schwäbischer Verlag 2023

Von: Franz Mayer

Es war ein goldener Oktober-Sonntagnachmittag wie im Bilderbuch, einen schöneren Rahmen hätte sich das Kammerorchester der Stadt Aalen für seine traditionellen Herbstserenade auf der Kapfenburg nicht wünschen können.

In einer solchen Stimmung sind auch die Besucherinnen und Besucher gewesen. Und schon als Konzertmeisterin Isolde Schmerek vors Orchester trat, ihre Violine zum Klingen brachte und die Spielerinnen und Spieler den „guten Ton“ des goldenen Oktobertages übernahmen, fand der bald harmonische Resonanz in Violinen, Bratschen, Celli und des Kontrabasses. Leichtes Spiel also für den Maestro Manuel Durao? Keineswegs, denn er hatte mit seinem Collegium Musicum anspruchsvolle Orchesterwerke des frühen 20. Jahrhunderts aus England, Italien und Portugal für die Kapfenburgserenade gewählt.

Zum Auftakt erklang die „Simple Symphony“ von Benjamin Britten (1913 bis 1976) die es, wenngleich als einfache benannt, in sich hat. Reizvoll vorgetragen wurde zum Beispiel der zweite Satz „Playful Pizzicato“, bei dem alle Instrumente gezupft wurden. Vielleicht war es eine Anlehnung des Komponisten an die berühmte Pizzicata-Polka von Johann Strauß (Sohn)?

„Alte Tänze und Arien“ hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts den italienischen Komponisten Ottorino Respighi (1879 ‐1936) fasziniert. 100 Jahre später den Leiter des Aalener Kammerorchester Manuel Durão. Eine Suite von Liedern zur Laute, für Kammerorchester transkribiert, ließ den Zuhörerkreis im Trude-Eipperle-Rieger-Konzertsaal nachempfinden, das es auf Schloss Kapfenburg im 16. und 17. Jahrhundert auch so geklungen haben mag und regte zu Träumereien an. Wie in einer guten Geschichte kam bei dieser Serenade die Hauptsache zum Schluss, in diesem Fall als drittes Werk nach einer Pause. Der gebürtige Portugiese Manuel Durão, der seit 2019 das Collegium Musicum leitet, erfüllte sich mit dem Streichkonzert Opus 17, seines Landsmannes Joly Braga Santos (1924 bis 1988) einen Herzenswunsch. Es sei für ihn etwas ganz Besonderes, „wenn es uns gelingt dieses Werk aufzuführen“, hatte er sein Orchester motiviert. Und die von ihm und dem Komponisten notierte Huldigung an sein Heimatland war gelungen. Für das Orchester war es eine Höchstleistung die drei Sätze des polyphonen Werks mit vielen Solis und Tempiwechseln, dynamisch akzentuiert, zu interpretieren. Dabei mag der Zuhörer oder die Zuhörerin auch den Ursprung der Redewendung „der Ton macht die Musik“ erfahren haben. Das Geheimnis jeder guten Präsentation, hier einer Landschaftschaftsbeschreibung non verbal, einer klassischen Musikdarbietung, ohne Worte.

 

Zum Programm des Kapfenburg-Konzerts 2023 hier ein Interview, das Sibylle Schwenk mit dem Dirigenten des Collegium Musicum Manuel Durão geführt hat.

Wuchtige und attraktive Kompositionen aus drei Ländern

Drei besondere Werke aus der musikalischen Moderne bringt das Aalener Kammerorchester Collegium musicum bei seiner Herbstserenade zur Aufführung. Am 8. Oktober erklingen um 16.00 Uhr im Trude-Eipperle-Rieger Konzertsaal auf Schloss Kapfenburg Werke von Benjamin Britten, Ottorino Resphigi und von Joly Braga Santos.

England, Italien und Portugal heißen die Länder, die mit ihren ganz unterschiedlichen Ausstrahlungen der Kompositionen den musikalischen Nachmittag bestimmen werden. Im Mittelpunkt steht dabei das Konzert für Streichorchester (Opus 17) des portugiesischen Zeitgenossen Joly Braga Santos. Die Liebe zum Land und die unterschiedlichen Landschaften, die von grün und bergig über das eher karge Landesinnere bis hin zum malerischen Süden reichen, prägen es. „Es ist für mich etwas ganz Besonderes, dass wir dieses Werk aufführen“, sagt der künstlerische Leiter des Collegiums, Manuel Durão. Er selbst ist Portugiese und liebt die wuchtige und attraktive Komposition von Braga Santos. Bereits als kleiner Junge hörte Durão das Konzert rauf und runter. Umso mehr Gefühl steckt in der Ausarbeitung des Stücks mit dem Collegium.

Auch die „Alten Tänze und Arien“ des Italieners Ottorino Resphigi, der knapp 40 Jahre vor Braga Santos geboren wurde, sind lebhaft und von wunderbaren Akkorden und Rhythmen geprägt. Seine Kompositionen nahm sich Braga Santos zum Vorbild. Entsprechend gut passen die Werke in all ihrer Unterschiedlichkeit zusammen.

Den Auftakt des Konzerts bildet die „Simple Symphony“ des Engländers Benjamin Britten. Wie die beiden anderen Stücke ist auch dieses Werk in jungen Jahren des Komponisten entstanden. Besonders die Sentimental Sarabande knüpft gleichsam Bande zu Braga Santos und Resphigi. Der Satz ist an Innigkeit kaum zu überbieten und drückt mit aller musikalischer Kraft ein Stück Weltschmerz aus.

Manuel Durão ist seit 2019 musikalischer Leiter des Collegium musicums. Er ist Dozent an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen und unterrichtet dort Musiktheorie. Außerdem lehrt Manuel Durão an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg Komposition.

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